[Minireview] Festplattendockingstation

Nachdem ich mich immer wieder mit Festplatten anderer Leute herumschlagen darf, die mal mehr und mal weniger gut funktionieren, und es auch einfach keinen Spaß macht, immer wieder meine Festplattengehäuse dafür zu missbrauchen, habe ich mich vor kurzem dazu entschlossen eine passende Dockingstation zu kaufen.


Achtung!
Das von mir gekaufte Modell enthält den Chip ASM1153, welcher von Linux vollständig unterstützt wird. Neuere Revisionen des FD2002C verwenden teilweise aber die Chips ASM1156 oder ASM1453, welche von Linux zum aktuellen Zeitpunkt (2020-03-07) nicht unterstützt werden. Was unterstützt wird und was nicht muss man im Zweifel aus dem Quellcode herauslesen. Siehe dazu die Datei uas-detect.h, bei Zeile 74.


Nach längerer Recherche (die Dinger selbst gibt es wie Sand am Meer, nur fehlt meist jegliche technische Spezifikation) habe ich mich dann für das Modell FD2002C von Inateck entschieden. Mit 45€ nicht die billigste Variante, dafür hat die Station aber auch zwei Slots, unterstützt das direkte Klonen von Festplatten (ohne angeschlossenen Rechner oder Laptop), und verwendet bereits einen USB-C Stecker.

Festplattendockingstation
Besagte Dockingstation, Modell FD2002C von Inateck

Außerdem unterstützt es das USB Attached SCSI Protocol, kurz UAS oder auch UASP. D.h. im Gegensatz zu den meisten SATA-USB-Adaptern/Konvertern kann man hiermit auch ATA-Befehle verwenden (was, gerade für SSDs, ganz praktisch ist).

Unter Linux-basierten Betriebssystemen lässt sich dann mittels lsusb auch herausfinden, ob das Gerät richtig erkannt wurde und ob das UAS Protokoll verwendet. Etwas irritierend ist, dass das nur dann geht, wenn auch eine Festplatte in der Dockingstation steckt. Befindet sich keine Festplatte darin, sieht die Ausgabe wie folgt aus:

$ lsusb
[…]
Bus 004 Device 005: ID 174c:55aa ASMedia Technology Inc. Name: ASM1051E SATA 6Gb/s bridge, ASM1053E SATA 6Gb/s bridge, ASM1153 SATA 3Gb/s bridge, ASM1153E SATA 6Gb/s bridge
[…]

$ lsusb -t
/:  Bus 04.Port 1: Dev 1, Class=root_hub, Driver=xhci_hcd/2p, 5000M
    |__ Port 1: Dev 2, If 0, Class=Hub, Driver=hub/4p, 5000M
        |__ Port 1: Dev 5, If 0, Class=Mass Storage, Driver=usb-storage, 5000M
[…]
$ 

Wie man sehen kann wird hier der normale "usb-storage" Treiber verwendet. Das ändert sich tatsächlich erst, nachdem man eine Festplatte in einen der Slots steckt (dabei ist es egal ob Slot A oder B, und auch, ob man eine oder zwei Festplatten reinsteckt):

$ lsusb 
[…]
Bus 004 Device 006: ID 174c:55aa ASMedia Technology Inc. Name: ASM1051E SATA 6Gb/s bridge, ASM1053E SATA 6Gb/s bridge, ASM1153 SATA 3Gb/s bridge, ASM1153E SATA 6Gb/s bridge
[…]

$ lsusb -t
/:  Bus 04.Port 1: Dev 1, Class=root_hub, Driver=xhci_hcd/2p, 5000M
    |__ Port 1: Dev 2, If 0, Class=Hub, Driver=hub/4p, 5000M
        |__ Port 1: Dev 6, If 0, Class=Mass Storage, Driver=uas, 5000M
[…]
$ 

Die Festplatte wurde also erkannt, und der passende Treiber ("uas") geladen. ATA-Befehle wie TRIM oder Secure Erase funktionieren jetzt auch wie erwartet.

Eine Liste aller unterstützen Protokolle kann lsusb ebenfalls ausgeben, sofern man die entsprechende ID übergibt (welche man, ebenfalls, via lsusb bekommt):

$ lsusb 
[…]
Bus 004 Device 006: ID 174c:55aa […]
[…]

$ lsusb -v -d 174c:55aa | grep -i interface
Couldn't open device, some information will be missing
    bNumInterfaces          1
    Interface Descriptor:
      bInterfaceNumber        0
      bInterfaceClass         8 Mass Storage
      bInterfaceSubClass      6 SCSI
      bInterfaceProtocol     80 Bulk-Only
      iInterface              0 
    Interface Descriptor:
      bInterfaceNumber        0
      bInterfaceClass         8 Mass Storage
      bInterfaceSubClass      6 SCSI
      bInterfaceProtocol     98 
      iInterface              0 
$ 

Hier sehen wir zum einen das "Bulk-Only" Protokoll, welches von den meisten Adapter verwendet wird, als auch Protokoll "98", welches die Verwendung von ATA-Befehlen erlaubt.


Ein Geschwindigkeitstest der Dockingstation zeigt, dass diese tatsächlich auch hält, was sie verspricht. Mit einer SSD werden gut ~450MB/s im Lesen und Schreiben erreicht, die HDD erreicht immerhin Werte von bis zu 200MB/s im Lesen. Das entspricht auch dem Maximum meines USB 3.0 Anschlusses, und selbst bei einem direkten Anschluss der Festplatten an ein SATA-3 Interface würde ich hier keine höheren Werte erzielen können. Passt also.

Das direkte Klonen einer Festplatte konnte ich mittlerweile auch testen, und läuft genau so ab, wie es in der Beschreibung steht: Einfach zwei Festplatten in die Slots stecken, "Klonen"-Taste circa drei Sekunden gedrückt halten bis die LEDs aufleuchten, und dann nochmals zur Bestätigung kurz antippen. Damit startet der Klonvorgang. Wichtig ist, dass die Dockingstation während des Klonvorgangs nicht mit einem Rechner verbunden ist.


Die Optik der Dockingstation ist sehr gut (unscheinbar und stört nicht), und auch wenn das Gehäuse aus Plastik ist, ist es doch top verarbeitet. Einziges Manko wäre höchstens das fehlende Gewicht: Die Station ist sehr leicht, und muss festgehalten werden, wenn man eine Festplatte herauszieht. Es spricht aber nichts dagegen das Dock einfach auf dem Schreibtisch zu befestigen, und sei es nur mit doppelseitigem Klebeband.


Fazit: Das Gerät macht einen guten Eindruck und hält was es verspricht. Ich bin zufrieden (und zugleich froh, dass gleich das erste Gerät, was ich gekauft habe, so gut funktioniert. Ich hatte mich gedanklich schon auf Kompatibilitätsprobleme und andere Dinge eingestellt).